ZUM 9. MONAT DES GEDENKENS IN HAMBURG-EIMSBÜTTEL
VOM 20.4. BIS 31.5.2022
GEDENKEN UND ERINNERN BEGINNT IN UNSERER NACHBARSCHAFT
Krieg in der Ukraine – das Nachbarland Russland wirft Bomben auf ukrainische Städte. Menschen sterben. Unter ihnen auch der 96-jährige Boris Romanchenko, der vier Konzentrationslager der Nazis überstanden hat. Bei einem russischen Luftangriff in Charkiw wurde er getötet. Krieg, Tod, Vertreibung! Völkerrecht und Menschenrechte werden missachtet. Wer hat sich das je vorstellen können?
NIE WIEDER KRIEG! FRIEDEN! DIE WAFFEN NIEDER! – Seit 77 Jahren fordern das die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs. Eine von ihnen, die uns begleitet und ermutigt hat, lebt nicht mehr:
ESTHER BEJARANO, die Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, ist am 10. Juli 2021 in Hamburg gestorben. Sie fehlt uns sehr. Wenn Esther Bejarano sang, endeten ihre Konzerte oft mit dem Lied "Mir lebn eybik“, das Leyb Rozenthal 1943 im Ghetto Wilna geschrieben hat. "Wir leben trotzdem, wir werden leben und erleben und schlechte Zeiten überleben, wir leben trotzdem, wir sind da!“ Wer je zugehört hat, wird das nie vergessen. In einer Rede hat Esther Bejarano noch im Mai 2021 vom Tag ihrer Befreiung im Mai 1945 gesprochen und ihre Forderungen und Hoffnungen zusammengefasst: WIR SIND DA! MEINE BEFREIUNG IM MAI 1945 UND MEINE HOFFNUNGEN.
(https://www.auschwitz-komitee.de/5310/der-8-mai-muss-ein-feiertag-werden-2/)
Wir leben in einer Zeit des Übergangs. Gedenken verändert sich – jede Generation setzt eigene Schwerpunkte. Heftig diskutiert wird um den Gedenkort Joseph-Carlebach-Platz, um die Bornplatz-Synagoge, um Wiederaufbau, um Rekonstruktion. Die einen fürchten die Vergesslichkeit der Menschen, wenn die sichtbaren Mahnzeichen verschwinden. Andere wünschen sich hier wieder eine prachtvolle Synagoge, ein deutliches Zeichen eines lebendigen Judentums. Für eine weitere Baustelle der Erinnerungskultur in Hamburg am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof ist nach langen Auseinandersetzungen eine Lösung gefunden worden. Um ein würdevolles Gedenken im Stadthaus wird noch gerungen, um einen Ort der Aufklärung über Verfolgung und Widerstand.
Unser Monat des Gedenkens schien in Zeiten von Corona schon in den letzten zwei Jahren gar nicht durchführbar. Alles ist anders – aber die Vielfalt kreativer und digitaler Formate im Netz ist überwältigend. Einige Veranstaltungen haben unter freiem Himmel stattgefunden, andere virtuell. Für 2022 sind rund 50 Aktionen, Rundgänge, Lesungen, Seminare und Konzerte geplant, beginnend wieder am 20. April mit dem Gedenken an die 20 jüdischen Kinder vom Bullenhuser Damm, der Jugendclub Burgwedel ist dabei mit einer Aktionswoche und einem Filmgespräch. Rund um den 8. Mai mit Veranstaltungen zur Forderung nach einem Feiertag, jüdische Studien werden in Vorträgen und Podcasts vorgestellt und der überarbeitete (digitale) Stadtplan dazu. Auf unserer Webseite aktualisieren wir – nach unseren Möglichkeiten – die Hinweise zu den Veranstaltungen laufend.
Alle sind eingeladen, sich zu beteiligen, mitzumachen! Wo immer es trotz Corona möglich ist, mit Maske, Abstand und Rücksicht auf andere.
Redaktion AG Monat des Gedenkens in Eimsbüttel
IN EIGENER SACHE:
In unserer Redaktion fehlt Dr. Erika Hirsch, sie ist schwer erkrankt. Aus gesundheitlichen Gründen muss auch ich mich künftig aus der aktiven Arbeit zurückziehen.
Helga Obens, Redaktion Monat des Gedenkens