Geleitwort des Vorsitzenden der Bezirksversammlung Eimsbüttel

Liebe Eimsbütteler Mitbürger*innen,
liebe Hamburger*innen,

10 Jahre Monat des Gedenkens in Hamburg-Eimsbüttel. Dieses Jubiläum macht uns Bezirkspolitiker*innen stolz auf das ehrenamtliche Engagement in unserem Bezirk.
Jedes Jahr wieder engagieren sich viele Freiwillige und konzipieren und realisieren eine wun- derbare Veranstaltungsreihe für uns Hamburger*innen.

Gemeinsam erleben wir die Geschichte unserer Stadtviertel, werden konfrontiert mit dem unendlichen Leid, das Menschen auch hier bei uns erfahren mussten.

Doch wir erfahren auch viel über jüdisches Leben heute und in der Vergangenheit. Das Erinnern an die Shoa verliert nicht an Bedeutung, es gewinnt an Bedeutung. In den meisten Familien leben keine Menschen mehr, die sich bewusst daran erinnern können und uns davon berichten können, dass Deutschland in einem industriellen Massenmord sechs Millionen Jüdin- nen und Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und viele mehr ermordet hat.

Fast alle Überlebenden der Shoa und auch fast alle Menschen aus der Tätergeneration sind verstorben. In dem Dokumentarstück Die Gesichter meines Vaters sprechen Angehörige dar- über, welche Spuren die Täterschaft ihrer Väter in ihren Familien und ihrer Seele hinterlassen hat. Unter den Angehörigen, deren authentischer Bericht in dem Gesprächsseminar Ein Täter/ eine Täterin in der Familie? der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erarbeitet wurde, befindet sich auch eine Enkelin eines Täters.
Eine junge Frau also, die Jahrzehnte nach den Verbrechen ihres Großvaters, den sie kaum kannte, geboren ist. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie man Erinnern der jungen Generation vermitteln kann und welche Bedeutung Erinnern heute haben muss.

Für mich sind zwei Elemente des Erinnerns besonders wichtig. Einerseits dürfen wir das Schicksal der Opfer und ihrer Familien nie vergessen. Die deutsche Verantwortung an diesem Massenmord vergeht nicht. Es ist unsere Pflicht das Andenken an die Opfer zu wahren. Andererseits ist es unsere Aufgabe unsere Gesellschaft heute so wie die nachfolgenden Gene- rationen immer wieder zu mahnen und aufzuklären. Antisemitismus, Hass und Hetze leben weiter. Wir sind nicht immun gegen das Böse.

Als Gesellschaft müssen wir uns gegen das Böse stellen. Viele engagierte Mitmenschen engagieren sich deshalb für ein Erinnern. Sie klären auf und machen den Schrecken für uns Jüngere erlebbar.

In Eimsbüttel ist der Schrecken an vielen Orten erlebbar und nicht zuletzt durch die Stolpersteine für uns alle sichtbar. Doch Eimsbüttel ist heute auch wieder ein lebendiger Ort jüdischen Lebens. Ich freue mich mit Ihnen gemeinsam jüdische Kultur zu erleben und gemeinsam dafür einzustehen, dass das jüdische Leben bei uns dort Verankerung findet, wo es sein soll: in der Mitte unserer Gesellschaft.Ihr

Falk Schmidt-Tobler
Vorsitzender der Bezirksversammlung