"ZWISCHEN ERFOLG UND VERFOLGUNG – JÜDISCHE STARS IM DEUTSCHEN SPORT BIS 1933 UND DANACH".

Samstag, 10. April 2021 - 12:00 bis Montag, 17. Mai 2021 - 12:00
Joseph-Carlebach-Platz, Grindelhof
Eine Kooperation zwischen dem Zentrum deutscher Sportgeschichte und den Universitäten Potsdam und Hannover, Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Landessportamt; Behörde für Inneres und Sport, Freie und Hansestadt Hamburg

Wanderausstellung im  Jubiläumsjahr "1700 jahre jüdisches  Leben in Deutschland"

Auf großformatigen Figuren werden 17 deutsch-jüdische Sportler*innen und deren persönlichen sowie sportlichen Geschichten vorgestellt und im "Festjahr 2021" ein Stück jüdischer Sportgeschichte gezeigt. Vorgestellt werden Alfred Flatow, Gretel Bergmann und andere.

www.hamburg.de/sport
Eintritt: frei

Für fünf Wochen werden auf dem Joseph-Carlebach-Platz in Eimsbüttel auf 15 überlebensgroßen Figuren die Geschichten und Schicksale jüdischer Sportler*innen präsentiert.
Vorgestellt wird u.a. Alfred Flatow, der bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen mit der Mannschaft an Barren und Reck die Goldmedaille gewann und im Einzel am Reck den zweiten Platz erreichte. Nur zwei Jahre später, 1898 beim Turnfest in Hamburg, stand er im Sechskampf erneut ganz oben auf dem Podest. Nach 46-jähriger Zugehörigkeit wurde er 1933 aus seinem Verein ausgeschlossen, blieb jedoch trotz immer weitreichenderer Repressalien in Berlin und wurde von dort 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert und ermordet. 
Mit Gretel Bergmann wird die Namensgeberin einer Bergedorfer Schule vorgestellt, die in den 30er Jahren eine der weltweit besten Hochspringerinnen war und aufgrund ihrer Herkunft 1933 aus ihrem Verein ausgeschlossen wurde. Sie wanderte nach England aus, gab jedoch dem Druck des Regimes nach, welches der Welt vorspielte, dass auch jüdische Sportler*innen an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilnehmen könnten und kehrte nach Deutschland zurück. Trotz sportlicher Qualifikation wird ihr der Start bei den Weltspielen am Ende doch untersagt. 1937 wanderte sie in die USA aus und gewann dort trotz mäßiger Trainingsmöglichkeiten die nationalen Meisterschaften 1937 und 1938 im Hochsprung sowie 1937 auch im Kugelstoßen. 1996 besuchte sie als Gast des Deutschen Nationalen Olympischen Komitees (NOK) die Olympischen Spiele in ihrer Wahlheimat – ein Zeichen, mit dem das NOK die Sportlerin um Entschuldigung bat. Erst seit 2009, 73 Jahre nach ihrem Rekordsprung, wird ihre Leistung in den Statistiken des Deutschen Leichtathletik-Verbands geführt. 2017 verstarb sie im Alter von 103 Jahren in New York.
Mit Sarah Poewe, erste jüdische Olympiamedaillengewinnerin für Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg, richtet sich der Blick der Ausstellung in die Gegenwart.  Geboren in Südafrika startete Sarah, Tochter einer südafrikanischen Jüdin und eines deutschen Vaters, bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 noch für ihr Heimatland. Aufgrund besserer Trainingsbedingungen wechselte sie 2002 zur SG Bayer Wuppertal und wurde dort zur besten Brustschwimmerin Deutschlands. Nach 17 Deutschen Meister-Titeln, vier Olympiateilnahmen und einer Bronzemedaille bei den Spielen 2004 in Athen in der Staffel mit Antje Buschulte, Franziska van Almsick und Daniela Götz, drei europäischen und neun deutschen Rekorden beendete Sarah Poewe 2012 ihre Karriere.
17 spannende aber auch berührende, traurige Geschichten und Schicksale bewegen zum  Nachdenken. Die Menschen hinter diesen Geschichten werden symbolisiert durch überlebensgroße Figuren auf dem Joseph Carlebach Platz – dem historischen Ort, der bald die Heimat einer Hamburger Synagoge sein könnte. Nach der Premiere 2015 im Rahmen der European Maccabi Games in Berlin ist die Wanderausstellung nun im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ sowie während des 8. Monats des Gedenkens endlich auch bei uns im Hamburger Grindelviertel zu sehen.
(Ellen Peters, Landessportamt)